Ich wollte das Thema “Puppe” neu definieren. Die Kunst der Darstellung meiner Puppen liegt für mich in der Wiedergabe des kindlichen Charakters und nicht im Abbild oder Portrait eines Kindes. Es sind Stimmungen und Gefühle die sich in meinen Gesichtchen widerspiegeln, Kindheitserinnerungen werden freigesetzt. In dem Maße, wie sich der Betrachter mit Ausdruck und Charakter der Puppe befasst, wird sich ihm die Kunst daran offenbaren. Darum kann es gelingen durch den Weg zu meinen Puppen auch sich selbst zu erkennen.

Seit 1979 entwerfe ich Puppen in verschiedenen Materialien. Meine große Leidenschaft ist jedoch die Arbeit in Porzellan. Für mich ein wunderbares Material, die “Königsdisziplin des Puppenmachens” und der Ausgangspunkt meiner langjährigen künstlerischen Laufbahn. Ich lasse mir sehr viel Zeit beim Umsetzen meiner Ideen, verwerfe auch vieles, genieße die handwerkliche Herausforderung, strebe es an, Puppen mit Beweglichkeit, Lebendigkeit zu schaffen. Für mich ist die Puppe fertig, wenn sie zu mir spricht. Der Moment der Kommunikation findet dabei bereits in dem Stadium statt, wenn die Teile noch weiß und ungebrannt sind. Die Bemalung trage ich nach dem 1. Brand sehr dezent auf, sie soll nicht dominieren, sondern nur ganz zart die Modellierung unterstreichen. Eine Ausnahme sind Fabelwesen, dort wende ich bei Bedarf die Technik des Vielfachbrennens an um die Farben möglichst natürlich wirken zu lassen. Die Köpfchen meiner Puppen, außer einiger Märchenfiguren, können durch eine Kurbelkopf-Montur in alle Richtungen gedreht werden. Die Körperschnitte sind von mir selbst entwickelt, jedem Puppentyp entsprechend. Alle Körper werden mit Schafwolle gestopft und bei Bedarf gedrahtet, um die Puppen besser positionieren zu können. Beim Einkleiden meiner Puppenkinder genieße ich es sehr, mit kostbaren Textilien umzugehen, fühlen und aussuchen zu können. Ich lege jedoch großen Wert darauf, mit der Kleidung die Puppe nicht zu überladen. Klare Schnitte, zarte Farben, feine Stickereien, fantasievolle Accessoires, handgestrickte Seidenstrümpfe, Lederschuhe und Hüte, all dies soll zum typischen unverkennbaren Ruth Treffeisen Stil beitragen. Mundgeblasene Kristall- und Figurenaugen aus Lauscha, speziell für mich angefertigt, beleben den Ausdruck meiner Puppenkinder. Handgeknüpfte Echthaar- und Mohairperücken, je nach Stil, Alter oder Frisur des Puppenkindes (Mädchen, Junge oder Baby) tragen zur Natürlichkeit bei. Alle meine Porzellanpuppen sind Unikate oder streng limitiert, von mir selbst signiert und duchnummeriert.
Ruth Treffeisen